Wieder­verwenden statt recyceln!

Das Mantra der vergangenen Jahrzehnte lautete, dass Abfall recycelt werden muss. Dies gilt nicht mehr. Denn es zeigt sich immer mehr, dass auch dieser Weg noch nicht ausreichend für die Bewältigung unserer Umweltprobleme ist. Stattdessen müssen produzierte Güter für einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen möglichst lange im Nutzungskreislauf behalten werden. Denn nur ein Produkt, das nicht produziert wurde, belastet die Umwelt nicht. Kann dieser Ansatz auch im IT-Sektor eine Lösung für mehr Nachhaltigkeit sein?

Warum ist Recycling nicht ideal?

Das Recycling ist zwar sicherlich eine bessere Option als die einfache Entsorgung, doch werden beim Recycling ebenfalls Rohstoffe benötigt. Besonders für Trennung, Extraktion und Aufbereitung der in den Produkten enthaltenen Wertstoffe wird sehr viel Energie benötigt. Zusätzlich können bei Materialien wie Aluminium und einigen Kunststoffen oftmals nicht die ursprüngliche Reinheit und Qualität wiederhergestellt werden. Es kommt daher zu einem „Downcycling“ – ein minderwertiger Werkstoff entsteht.

Auch wird immer mehr publik, dass gar nicht so viel recycelt wird, wie angenommen. Die Recyclingquote hängt dabei stark vom Wertstoff ab. Papier, Pappe und Glas werden in Deutschland zu über 90 % recycelt. Kunststoffe hingegen weisen eine deutlich schlechtere Quote auf: Hier wird der größte Teil verbrannt. Auch Berichte über europäischen Plastikmüll, der nach Asien verkauft wurde und dort nun auf Halden liegt, statt recycelt zu werden, haben der Begeisterung für Recycling einen Dämpfer verpasst.

Umdenken bei IT-Hardware nötig

Es muss also ein Umdenken stattfinden. Nicht nur der Verzicht auf den Kauf neuer Güter, sondern auch die möglichst lange Nutzung von bereits hergestellten Gütern sind ein Teil der Lösung. Dazu gehört auch der Weiterverkauf von nicht mehr benötigten Gegenständen und der Kauf von gebrauchten und aufbereiteten Gütern.

Bei einigen Gegenständen des Alltags ist es bereits selbstverständlich, sie auch gebraucht zu erwerben. Eine Entsorgung nach nur wenigen Jahren wäre gesellschaftlich sogar verpönt. Das beste Beispiel hierfür ist wohl das Auto, für das ein reger Gebrauchtmarkt besteht. Ein Ziel für mehr Nachhaltigkeit ist, ein ähnliches Nutzungskonzept auch für andere Gegenstände wie IT-Hardware zu etablieren. Gerade für diese wäre eine möglichst lange Nutzung dringend geboten, denn der ökologische Fußabdruck ist überdurchschnittlich hoch und das Recycling durch die hohe Anzahl verschiedener Materialen kompliziert bzw. nur begrenzt möglich. Es ist zum Beispiel derzeit kaum möglich, die in allen IT-Geräten verwendeten Seltenen Erden wieder zu extrahieren und nochmals zu verwenden.

Wie können wir also erreichen, dass auch IT-Hardware nicht nach ein paar Jahren auf den Schrott wandert, sondern möglichst lang in Benutzung bleibt? Während eine Nutzung von gebrauchter Hardware vor zwanzig Jahren noch kaum oder nur bei Infrastrukturhardware wie Switches und Routern in Erwägung gezogen wurde, kündigt sich mittlerweile ein Umdenken an.

Bei Endgeräten wie PCs, Laptops und Smartphones ist dies sicher dem für Nutzer immer weniger merklichen technischen Fortschritt geschuldet. Smartphones sind mittlerweile auf einem Stand, der als technisch ausgereift bezeichnet werden kann. Neue Modelle der letzten Jahre bieten kaum noch Sprünge bei Leistung oder Features. Auch auf dem PC-Markt sind die Leistungszuwachse heute deutlich geringer als noch vor 15 Jahren. Das Moorsche Gesetz, nach dem sich alle zwei Jahre die Transistordichte verdoppelt, gilt zwar nach wie vor, jedoch merkt der durchschnittliche Verbraucher kaum noch etwas davon.

Längere Nutzung von Hardware hat Voraussetzungen

Ein entscheidender Faktor für die Wiederverwertung von IT-Produkten ist die Qualität des Geräts. Hier hat Apple seit Jahren bei Smartphones die Nase vorn. Eine neue Initiative könnte dies bald ändern und damit das Angebot auf dem refurbished Markt vergrößern. Das Eco Rating der größten europäischen Mobilfunkanbieter bewertet Smartphones nach Kriterien wie Langlebigkeit und Reparierbarkeit und soll als zusätzliche Information bei den Daten von Neugeräten aufgeführt werden. Sollte das Rating vom Kunden angenommen werden, könnte es die Hersteller anregen, Smartphones zu produzieren, die besser zu reparieren sind und langfristig mit Softwareupdates versorgt werden. Damit würden die Geräte für den refurbished Markt deutlich attraktiver werden. Leider ist das Rating noch nicht für alle Hersteller verfügbar, Apple hat sich der Initiative zum Beispiel noch nicht angeschlossen.

Doch auch wer sich nicht selbst gebrauchte Hardware anschaffen möchte, kann Teil der Lösung sein. Gerade Unternehmen, die bereits auf qualitativ hochwertige Hardware setzten und diese auch in regelmäßigen Abständen ersetzen, sollten einen Weiterverkauf bereits bei der Anschaffung mitdenken. Für Unternehmen hat dies zwei Vorteile: Sie können etwas zu einem nachhaltigen Wirtschaftskreislauf beitragen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit Ihrer IT-Infrastruktur erhöhen.

Mehr Nachhaltigkeit lässt sich nur erreichen, wenn eine neue Perspektive eingenommen wird. Dazu gehört auch, langfristiger zu denken und neue Lösungen zu testen. Wenn es dabei um Ihre IT-Infrastruktur geht, können wir von der Green IT Solution Ihnen zur Seite stehen. Gerne beraten wir Sie zum Einsatz von refurbished Hardware in Ihrem Unternehmen sowie zum Wiederverkauf Ihrer gebrauchten Hardware.


Ähnliche Artikel

Die 5 größten Vorteile von refurbished Hardware für Start-ups

In der Anfangszeit eines Start-ups müssen unterschiedliche Faktoren beachtet werden. Eine gut funktionierende IT-Infrastruktur kann maßgeblich den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen. Die Kosten spielen jedoch gerade zu Beginn noch eine tragende Rolle und fabrikneue Geräte können schnell einen enormen Kostenfaktor bilden.

Weiterlesen

Refurbishing als Antwort auf die Chip-Knappheit

Nahezu jedes technische Gerät ist mit Chips ausgestattet – seien es Server, Autos oder sogar der Kühlschrank. Und nein, wir reden nicht über die Art von Chips, die man mit Ketchup isst- an denen besteht keine Knappheit - sondern Computerchips. Seit Beginn der Pandemie befinden sich mehr Menschen im Homeoffice als üblich – dies hatte eine enorme Beschleunigung der Digitalisierung in der Arbeitswelt ausgelöst. Selbst unsere Freizeitgestaltung ist so abhängig von technischen Geräten wie nie zuvor.

Weiterlesen