Klimaschutz­potenzial von Cloud Computing

Infolge von globalen Problemen wie der Vermüllung der Ozeane, dem Artensterben und dem Klimawandel ist es heute wichtiger den je, „grün“ zu werden. Rechenzentren tragen aufgrund der enormen Energienutzung erheblich zu den CO₂-Emissionen bei. Der Energieverbrauch macht derzeit 1–2 % des weltweiten Strombedarfes aus.

Was sich zunächst nicht nach viel anhört, entspricht um die 35 Milliarden Kilowattstunden (TWh) und kann mit dem jährlichen Stromverbrauch eines ganzen Landes verglichen werden. Eine Reduzierung ist bisher nicht in Sicht. Mit welchen Maßnahmen kann also der Energieverbrauch verringert werden? Eine Lösung, die häufig diskutiert wird, ist der vermehrte Einsatz von Cloud Computing. Was das ist, und wie dadurch der Energiebedarf verringert werden kann, haben wir für Sie zusammengefasst.

Was ist Cloud Computing?

Unter Cloud Computing versteht man ein Modell, bei dem IT-Ressourcen über das Internet zur Verfügung gestellt werden. Das Internet besteht aus einer Vielzahl von Rechnern mit enormen Speicherkapazitäten. In der Regel sind die Speicherkapazitäten nicht vollständig ausgelastet. Cloud Computing stellt den Nutzern diese Ressourcen zur Verfügung. Dies erstreckt sich von Anwendungen bis hin zu Rechenzentren. Dabei werden nicht die eigenen Ressourcen genutzt, sondern die Infrastruktur eines Cloud-Anbieters. Man greift dann über das Internet auf diese Dienste zu und kann direkt auf den Servern der Anbieter arbeiten. Der Vorteil in den Diensten ist, dass sie ortsunabhängig verwendet werden können. Daten werden nicht zentral auf einem PC abgelegt, sondern befinden sich in der Cloud. Cloud Computing wird in drei Modelle unterschieden: 

  • Infrastructure as a Service stellt die technische Infrastruktur, wie Rechenleistung, bereit.
  • Plattform as a Service bietet eine Plattform zur Entwicklung von Software-Anwendungen.  
  • Software as a Service bezeichnet die reine Anwendung von Software als Cloud-Dienst. 

Positiver Beitrag für die Umwelt mit Cloud Computing?

Für viele Unternehmen galt eine Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Rentabilität lange Zeit als nahezu ausgeschlossen. Cloud Computing kann sich jedoch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht positiv auf ein Unternehmen auswirken, sondern auch zu mehr Umweltschutz beitragen. Cloud Computing bietet viele Vorteile, so können Unternehmen Kosten hinsichtlich der Hardware einsparen, da für die Dienste keine zusätzlichen Anschaffungen getätigt werden müssen. Des Weiteren lassen sich mit Cloud Computing Ressourcen umweltschonender und nachhaltiger nutzen. 

Der Umstieg auf die Cloud ist vergleichbar mit dem Umstieg vom eigenen Auto auf ein Gemeinschaftsauto oder öffentliches Verkehrsmittel. Dokumente können so online eingesehenen und geändert werden, sodass keine Kopien für Mitarbeiter ausgedruckt werden müssen. Seiten und Tabellen können jederzeit erweitert und aktualisiert werden. Mit der Cloud werden weniger Server benötigt und diese können effizienter mit Strom versorgt werden. US-amerikanische Forscher verglichen in einem Modell den Energiebedarf lokaler Anwendungen mit cloudbasierten Anwendungen. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass Cloud Computing das Potenzial hat, den Verbrauch von Energie und damit auch von Ressourcen zu reduzieren. So ergaben die Berechnungen, dass theoretisch bis zu 87 % des Energiebedarfs reduziert werden können.

Das Borderstep Institut untersuchte Fallstudien, bei dem Unternehmen ihre IT mithilfe von Thin-Clients auf Cloud-Arbeitsplätze umstellten. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der jährliche Stromverbrauch pro Arbeitsplatz um 42 % und der Ausstoß von Treibhausgas-Emissionen (inklusive Herstellung, Transport und Entsorgung) um 35 % verringert werden konnten. Es konnte demnach insgesamt eine deutliche Absenkung des Energiebedarfs festgestellt werden, doch änderte sich auch das Konsummuster an den Arbeitsplätzen. So stieg die Anzahl der Arbeitsplätze aufgrund der einfacheren und schnelleren Verfügbarkeit.  

In Deutschland existieren derzeit noch wenige Cloud-Arbeitsplätze: Schätzungen des Borderstep Institut zufolge, liegt der Marktanteil bei 10–15 %. Es kann jedoch eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Cloud-Diensten verzeichnet werden.

Häufig werden von den Unternehmen eigene Backup-Server oder E-Mail-Server betrieben, obwohl dies in der Cloud effizienter wäre. Allein in Deutschland könnten so pro Jahr mehr als 400GWh/a an Strom und bis zu 350.000 t CO₂eq/a an Treibhausgasen eingespart werden. 

Von 2010 bis 2020 hat sich der absolute Energiebedarf, trotz der erhöhten Nachfrage nach Cloud-Rechenzentren, jedoch nicht gesenkt. Grund dafür ist, dass die Cloud-Services es nicht geschafft haben, traditionelle Rechenzentren zu ersetzen, sondern zum gesamten Energiebedarf dazu kommen. In Deutschland werden jedoch neue Cloud-Rechenzentren geplant, welche mit erneuerbaren Energien betrieben werden. 


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